Tierarztpraxis ERLING

Ihre mobile Kleintierpraxis für den Kreis Unna und angrenzende Regionen 

Aktuelles aus der Praxis

Tod in 30 Minuten

Regelmäßig sterben in der warmen Jahreszeit Menschen und Tiere in Autos, da Schnelligkeit und Ausmaß der Aufheizung und der fatalen Wirkung auf den Organismus, die zudem bei Tieren, die keine effektive Kühlung durch Schwitzen erzeugen können (z. B. Hunde), an warmen Tagen mit und ohne Sonneneinstrahlung völlig unterschätzt wird.

Gängige Annahmen wie, "die Fenster sind einen Spalt breit auf, ... ich habe mit der Klimaanlage vorgekühlt, ... ich bin doch nur kurz weg ..." sind empirisch in deren Wirkungslosigkeit widerlegt.

Wenn Sie Ihr Tier effektiv vor schweren Schäden bis hin zum Erleiden eines qualvollen Todes schützen möchten (wozu Sie nebenbei gesagt rechtlich auch verpflichtet sind), lassen Sie Ihr Tier, regelmäßig wohl Ihren Hund, nicht im abgestellten Auto alleine, sondern nehmen ihn mit, auch, wenn die Verlockung groß ist, da sich die meisten Hunde im Auto zunächst sehr wohl fühlen.

Hunde mit dichtem, dunklem Fell und viel Unterwolle beginnen sich allerdings bereits bereits ab 21 Grad nicht mehr wohl zu fühlen.

Bei einer Außentemperatur von 26 Grad herrschen im Auto bereits nach 30 Minuten gefährliche 42 Grad, bei 28 Grad Außentemperatur bereits tödliche 44 Grad.

Der Kühleffekt einer Klimaanlage hält nicht mehr als 5 Minuten nach dem Abstellen an und ist damit eher wirkungslos. Auch an wolkigen Tagen steigt die Temperatur stetig an, nur etwas langsamer, eine Wette auf die Gesundheit Ihres Tieres, insbesondere, wenn dann doch unerwartet die Sonne hervortritt.

Fenster, die ein paar Zentimeter geöffnet sind lassen keinerlei wirksame Ventilation zu. Erst, wenn alle verfügbaren Fenster etwa 20 cm geöffnet wären, käme es zu einem signifikanten Luftaustausch, der die Überwärmung allerdings nur etwas verzögert, nicht verhindert.

Der Mix der Kausalfaktoren aus mangelnder Ventilation, Sonneneinstrahlung, Abstrahlungswärme der Innenflächen, selektiver Wärmedurchlässigkeit der Scheiben (Wärmestrahlung geht besser rein als raus (Treibhauseffekt)) und steigender Luftfeuchtigkeit, die eine Kühlung durch Hecheln immer unwirksamer werden lässt (bei steigender Dehydration) führt schnell zu Temperaturen, die je nach Einwirkzeit, Organschäden verursachen, die auch bei sofortiger Rettung nicht mehr zu kompensieren sind, mithin auch später noch letal enden können. Dies gilt übrigens bei Sonnenentsrahlung auch im Winter, wenngleich es deutlich länger dauert, bis gefährliche Bedingungen erreicht werden.

Wer wissen will, wie genau sein Hund im Auto qualvoll zu Tode kommt, kann dies in dem nachstehend verlinkten Fachbeitrag nachlesen, ich möchte Ihnen dies an dieser Stelle ersparen.

Nicht ersparen möchte ich hingegen allen den Hinweis, dass das Zurücklassen eines Tieres in einem dem Risiko fortschreitender Erwärmung ausgesetzten Auto ein strafbewehrtes Verhalten darstellen kann, das gemäß § 17 Tierschutzgesetz mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe geahndet werden kann.

Sollten Sie sehen, dass ein Tier in einem Auto in der Sonne zurückgelassen wurde, rufen Sie bitte die Polizei, weisen auf die akute Lebensgefahr hin und stellen Sie sich vor Ort als Zeuge zur Verfügung. Das ist vielleicht unbequem aber rettet möglicherweise ein Leben und hilft, den Tierhalter zur Verantwortung zu ziehen. Bitte schauen Sie nicht untätig zu.

Ich selbst würde, wenn ich akute Lebensgefahr für das Tier befürchte, nicht zögern und das Tier auch unter Beschädigung des Fahrzeugs und Inkaufnahme der Wut eines Tierbesitzers (und Fahrzeugeigentümers) befreien und in  tierärztliche Obhut verbringen. Einer Klage oder Strafanzeige des Tierbesitzers oder Fahrzeugeigentümers sähe ich dann sehr gelassen entgegen. Je nach konkreter Lage des Falles wäre diese Rettung eher nicht strafbar und zöge keine zivilrechtliche Verantwortung nach sich. Diese Entscheidung muss aber jeder für sich selbst und in Abwägung der konkreten Umstände vort Ort treffen.

Akutmaßnahmen im Sinne erster Hilfe könnten je nach Zustand des Tieres das Verbringen in den Schatten, Anbieten von Wasser, aktives Kühlen mit Wasser oder nassen Handtüchern sein. Verschwenden Sie aber im Falle einer fortgeschrittenen Hyperthermie bitte keine Zeit und bringen Sie das Tier unverzüglich zum Tierarzt, jede Minute zählt. 

Hyperthermie ist immer ein akuter Notfall!

Ich wünsche Ihnen, dass Sie und Ihr Tier gut durch den Sommer kommen.

Thomas B. Belitz
geprüfter Tierheilpraktiker (VDT)
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Strafrecht und Steuerrecht

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